Wir freuen uns sehr über die Vorstellung des ersten Statusberichts des Magistrats zur Umsetzung des Beschlusses „Fahrradstadt Frankfurt am Main“. Der Beschluss war das Ergebnis ausführlicher Verhandlungen zwischen uns und der Stadt Frankfurt am Main. Der Erfolg der umgesetzten Maßnahmen, allen voran die Leuchtturmprojekte an der Friedberger Landstraße und auf dem Oeder Weg, zeigen, dass viele Frankfurter:innen eine andere Stadt wollen, und dass alle von einer menschenfreundlichen Umgestaltung von Straßen profitieren können.

Ganz frische Infrastruktur auf dem Oeder Weg. Da konnte man noch die Farbe riechen.

Wir sind sehr zufrieden mit den bisher umgesetzten Maßnahmen, aber die Stadt darf sich jetzt nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Der Statusbericht listet viele umgesetzte Einzelmaßnahmen auf, aber wir vermissen ein übergreifendes Konzept für den Netzausbau und auch einheitliche Gestaltungsprinzipien und Standards. Aktuell probiert die Stadt viele Dinge aus; darüber freuen wir uns auch. Wir müssen jetzt aber in die nächste Phase der Umsetzung kommen, und entscheiden, was funktioniert und was nicht.

Zusätzlich zur weiteren Umsetzung einzelner Maßnahmen muss ein Konzept für ein durchgängiges Fahrradnetz mit einheitlichen Gestaltungsprinzipien und Standards, für das gesamte Stadtgebiet, erarbeitet werden. Der Erfolg der Achse zwischen Walter-Kolb-Straße und Friedberger Landstraße zeigt, wie wichtig durchgehende und zusammenhängende Radweg-Achsen sind. Nur so entsteht ein Wegenetz, bei dem wirklich jeder Punkt der Stadt sicher und komfortabel zu erreichen ist. Der Bericht benennt mit den innerstädtischen Verbindungen der geplanten Radschnellwege sowie der radverkehrstaugliche Ausbau von City-/ Anlagenring zwei zentrale Bestandteile des zukünftigen Netzes.

Die Hochstraße als Teil des Cityrings ist schon teilweise umgestaltet.

Einheitliche Standards für die bauliche Gestaltung erhöhen den Wiedererkennungswert und machen den öffentlichen Raum attraktiver. Viele aktuell gewählte Lösungen sehen noch provisorisch aus – dabei sollten auch für den öffentlichen Raum hohe Gestaltungsstandards gelten.

Darüber hinaus fordern wir mehr Ambition bei der Umgestaltung von Kreuzungen. Die bisherigen Maßnahmen waren hauptsächlich auf Markierungen beschränkt. Das reicht in den meisten Fällen aber nicht für die Sicherheit, die wir uns wünschen. Für kleine Kreuzungen haben wir vor Kurzem unser Konzept „SiGlinde“ vorgestellt – sicher, gleichberechtigt, lindgrün. Wir wünschen uns, dass möglichst viele Kreuzungen schnell zu “SiGlindes” umgestaltet werden.

Vorstellung Kreuzungen
Bea und Rebecca vom Radentscheid stellen das Konzept „SiGlinde“ vor.

An großen Kreuzungen fordern wir eine umfassende Umgestaltung, inklusive einer neuen Signalisierung mit getrennten Grünphasen für rechtsabbiegende Autos und sich geradeaus bewegende Fußgänger:innen und Radfahrende. So werden Abbiegeunfälle vermieden, eine der häufigsten Unfallursachen, leider manchmal mit tragischen Folgen, wie zum Beispiel der tödliche Unfall am 9.12.2020 in Ginnheim.

Wir freuen uns, dass sich viele unserer Forderungen und Ideen inzwischen auf den Frankfurter Straßen wiederfinden. Radfahren in Frankfurt macht jetzt mehr Spaß und ist sicherer, das sieht man auf der Straße und das schlägt sich auch in den Statistiken nieder. Dieser Kurs muss weitergeführt werden: Mit noch weitaus mehr und ambitionierten Maßnahmen und Konsequenzen. Dann könnte Frankfurt wirklich eines Tages zu einer Fahrradstadt werden!

Menschen auf der Autobahn 661
Vielleicht kann man irgendwann immer mit dem Rad auf die Autobahn…